fredag, februari 17, 2006

Entführung..gelungen

Während der Rest der Welt wütet, streitet, Bomben legt und Fahnen anzündet, sich entschuldigt, vermittelt, diskutiert, hat auch Finnlands Präsidentin so allerhand zu tun. Die Wahl hat sie vor einigen Wochen sehr knapp gewonnen. Das war hart und nun muss ein bißchen Unterhaltung her, denkt sie so.

Conan O'Brien zeigt sich dem finnischen Fernsehpublikum regelmässig und sehr spät abends. In einer Sendung macht er sich lustig über Finnland. Daraufhin, der Finne ist stolz, schreibt ihm die halbe Nation Briefe, dass man ja wer wäre und überhaupt nicht nur Teil Rußlands oder das östliche Schweden sei. Das glaubt Conan sogar, will sich aber selbst davon überzeugen. Auf nach Finnland. Witze sammeln. Die nächste Sendung kommt bestimmt.

Am 14.Februar, während andere Tulpen, Karten und Pfannkuchen in Herzformen bekommen, treffen sich die beiden. Die einzige Tageszeitung Finnlands, der Helsingin Sanomat, berichtet ausführlich , nur auf der finnischen Seite allerdings. Schön, wenn ein Land so wenig Sorgen hat, dass die Präsidentin Zeit hat einen Late-Night-Show-Moderator einzuladen. Frage mich, wann Harald Schmidt zu Georg W. Bush fährt.

Überhaupt, Länder, Flaggen, Olympia, Internationales überall dieser Tage. Schickt doch Adidas die deutschen Biathletinnen mit belgischen Mützen auf die Bahn. Unglaublich! Und wieviele Schlafmützen gibt es eigentlich, dass niemand diesen Irrtum rechtzeitig bemerkt? Kati, Uschi..samma..naja, wohl nur die Schiessscheiben im Kopf, is ja auch gut. Aber auf dem Kopf, dann die richtige Mütz' bitte! Kann doch nicht so schwer sein!

Manchmal sehen Flaggen ja ähnlich aus, aber entweder, man kennt den Unterschied zwischen "Schwarz-Rot-Gold" und dem da, zwischen bleu-blanc-rouge
und rood wit blauw oder man lehnt sich bei Unsicherheiten lieber nicht aus dem Fenster, damit man sich nicht blamiert*.
Finnland gehört auch NICHT zu Skandinavien, im Übrigen.

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*(Es gab mal diese Karte, so ganz kostenlos in Cafés in Berlin. "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Klappe halten.")

Kati Wilhelm führt in der Biathlonverfolgung. Mit roter Mütze!

söndag, februari 12, 2006

Ratten und Geduld

Wegen ihnen sprang meine Grossmutter auf Tische. Meine Mutter schüttelte sich heulend. All das wegen Mäusen, Nagetieren also. Das guckt man sich ab als Kind, das übernimmt man, das bleibt und geht nicht weg. Ich bin das beste Beispiel. Als ich auf dem Alex in einer Kneipe jobbte, die es heute nicht mehr gibt, da sah ich sie, die Ratten, wie sie die Laternenpfähle hochkletterten, rein in die Mülleimer, in denen im Zentrum der deutschen Hauptstadt immer etwas, egal was, zu finden war. Hab gesehen, wie sie durch Gullideckel verschwanden, als ich um 3, 4 oder 5 in den Tag radelte, nach getaner Arbeit. Ich sah, wie sie nachts wieder rauskamen, aus ihren Verstecken, rannten und pfiffen. Teilweise um ihr Leben, als die Kammerjäger wieder vergeblich versuchten ihren Bestand zu dezimieren.
Ich kann Nagetiere nicht ausstehen, je älter ich werde, desto geringer meine Akzeptanz. Dass wir damals dem lieben Bruder ein Meerschweinchen erbettelten und unsere Mutter es geschehen und über sich ergehen liess, kann ich heute nicht mehr verstehen. Mama, was haben wir dir angetan! Dass ich einmal Besitzerin eines Wellensittichs war, kann ich auch nicht mehr nachvollziehen. Aber das ist eine andere Geschichte. Was mich erstaunt, ist, dass obwohl ich so einen Ekel, Widerwillen habe und Angst empfinde, total verstört bin, wenn ich Nager sehe, ich trotzdem wie gebannt hinsehen muss. Wie ich still halte und beobachte. Angewurzelt, angewidert. Die Augen auf das gerichtet, was ich kaum ertragen kann. Nicht wahrhaben will. Bald werde ich die Augen nicht schliessen können. Sie werden überall sein. Ich werde mit ihnen leben müssen, wenn ich geniessen will, was es noch so gibt. Dieses Phänomen ist auch auf anderen Eben zu beobachten (gibt es dafür einen Namen?). Gezwungen zu sein, die Augen öffnen, Dinge zu sehen, die man nicht wahrhaben will, nicht aktzeptieren kann. Die aber allgegenwärtig und wahr sind. Bei den grossen schrecklichen Dingen, muss man hingucken, um zu verändern oder sich mindestens eine Meinung bilden zu können. Bei den kleinen, persönlichen Widerlichkeiten, hilft manchmal nur Ausschalten, Weg-oder Garnichtersthinklicken.

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"It's very much over the top", erinnere ich T.über Family Guy, den Film, sagen. Na, so sehr "over the top" fand ich ihn nicht. Vielleicht lag es aber auch an dem Hühnchen Provencale mit Gratin à-la-von-mir-ausgedacht und dem guten chilenischen Roten. Agathe und Fredrik kamen zum Dinner in Dirk-Jans neue Hütte, die vor Gemütlichkeit nur so strotzt. Wir sind dann zufrieden nach einem recht ereignislosen Tag (naja, obwohl...weg, suchen, Polizei, Holzfußboden und so) auf der Couch, und nachdem Agathe, Fredrik und Pello sich verabschiedeten, eingeschlafen.

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Soviel zu lesen und auch mal was auf dem Papier. Seit Jahren verfolgen mich fast 480 Seiten, Haruki Murakamis Tanz mit dem Schafsmann .Bis über die ersten 30 Seiten kam ich nicht hinaus. Ich kenne das von meinem Verhältnis zu Murakami. Weiss, dass es dauert, bis ich mich eingelesen habe und dass ich dann vor Entzücken rote Wangen bekommen und traurig die letzte Seite schliesse. Heute, endlich, nach zwei Jahren, finde ich die Ruhe und die Umgebung (Kaffee ans Bett!) damit anzufangen und bin nach kurzer Zeit begeistert auf Seite 160 angekommen. "Man muss eben ein bißchen Geduld haben", sagt Dirk-Jan auch zu mir, als ich versuche dank WLAN von unbekannten Nachbarn, die gestrigen Bilder hochzuladen. Es gibt hier verschiedene, die wir nutzen bis Königin ELISA, die Herrscherin über das finnische Internet unseren Internetbelangen (auch zu Hause), wieder allzeitlichen Zugang gestattet.
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Mit den Fotos hat es dann auch noch geklappt

tisdag, februari 07, 2006

Drin

es gibt dinge, die kann man nicht so gut in worte fassen, ohne dass sie schmalzig klingen. schmalzige worte sind aber nicht schön. wie also das in worte fassen, was so vor sich ging, als ich gestern mit dj in seiner neuen wohnung all die ganzen einkäufe entgegennahm, wir zusammen aufbauten, schrauben drehten, zum ersten mal hier aßen und die wohnung immer schöner fanden, uns die ganze zeit angestrahlt haben wie honigkuchenpferde? weiss keine antwort, nur dass es sich verdammt gut anfühlt.
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die liebe k. guckt den delphinen beim spielen zu. während sich die allerbeste u. auf den abenteuerspielplatz naher osten traut. syrien und so. dass sie mal bloss heil wiederkommt. bin genau der gleichen meinung wie ihr vater, der entspannter wäre, wenn der orientalische herzensbrecher sich 3 wochen berlin antäte, anstatt dass sie sich dort rumtummelt. pass dich gut auf, madame!

fredag, februari 03, 2006

Demenagement


Umzugswochenende.
Moving.
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clean, self revealing, open, organized, outgoing, social, enjoys leadership and managing others, dominant, makes friends easily, does not like to be alone, assertive, hard working, finisher, optimistic, positive, likes to stand out, likes large parties, respects authority, practical, high self esteem, perfectionist, dislikes chaos, busy, not familiar with the dark side of life, controlling, high self control, traditional, tough, likes to fit in, conforming, brutally honest, takes precautions

onsdag, februari 01, 2006

BASTA! und kulturelle Unterschiede


"Ich kam dann und dann zur Welt, wurde dort und dort erzogen, ging ordentlich zur Schule, bin das und das und heiße so und so und denke nicht viel. Ich bin ein säuberliches, stilles nettes Mitglied der menschlichen Gesellschaft, ein sogenannter guter Bürger, trinke gern mein Glas Bier in aller Vernunft und denke nicht viel. Auf der Hand liegt, daß ich mit Vorliebe gut esse, und ebenso liegt auf der Hand, daß mir Ideen fern liegen. Scharfes Denken liegt mir nämlich fern; Ideen liegen mir vollständig fern, und deshalb bin ich ein guter Bürger, den ein guter Bürger denkt nicht viel. Ein guter Bürger ißt sein Essen... und damit basta!
Den Kopf strenge ich nicht sonderlich an, da ich das andern Leuten überlasse. Vieles Kopfzerbrechen ist nicht meine Sache, denn wer viel denkt, dem tut der Kopf weh, und Kopfweh ist vollständig überflüssig. Schlafen und Schnarchen ist besser als Kopfzerbrechen, und ein Glas Bier in aller Vernunft ist weitaus besser als Dichten und Denken. Ideen liegen mir vollständig fern, und den Kopf will ich mir unter keinen Umständen zerbrechen, ich überlasse das leitenden Staatsmännern. Dafür bin ich ja ein guter Bürger, damit ich Ruhe habe, damit ich den Kopf nicht anzustrengen brauche, damit mir Ideen völlig fern liegen und damit ich mich vor zu vielem Denken ängstlich fürchten darf. Vor scharfem Denken habe ich Angst.
Geboren bin ich dann und dann, trage den und den Namen, habe keine Verantwortung und bin keineswegs einzig in meiner Art. Glücklicherweise gibt es recht viele, die sich, wie ich, ihr Glas Bier in aller Vernunft schmecken lassen, die ebenso wenig denken und es ebenso wenig lieben, sich den Kopf zu zerbrechen wie ich, die das lieber andern Leuten, z.B. Staatsmännern freudig überlassen." Auszug, Robert Walser: Basta (1917)

Mußte so sehr an einige Leute denken. Meinung haben ist doch wichtig und dann auch äußern. E & N sind nicht gekommen, da sie angeblich zu viel zu tun haben! War aber wichtig, mal was zu besprechen und so dauerte alles viel länger. Dann musste ich das gleich mal in der Zusammenfassung des Treffens miterwähnen, und habe damit mal mir nichts dir nichts etwas getan, was man hier im Norden nicht so gerne macht, nämlich den Mund auf!

AhHHhhhahhhhhhhh......