fredag, mars 30, 2007

Zweisitzer

"A single-seat bench on the shore of Katajanokka. Seaview all to yourself, if that's what you want." Photo by HS

Die Fakten: Der Finne ist gern und sitzt gern allein.

Das Problem: Parkbänke werden oft nur von einer Person besetzt. Weil die halbe Welt nach Helsinki kommt, sitzen und Ostsee gucken will, brauchen wir hier ein neues Parkbankkonzept.

Die Lösung: Kommt aus Schweden und heisst Zweisitzer.

Dieser Artikel aus dem Helsingin Sanomat präsentiert und kommentiert die Lösung.

torsdag, mars 29, 2007

"Zeit"-Artikel

Letzte Woche stolperte ich über Susanne Simons Artikel in der ZEIT. Unter dem Titel Schule, ein Dampfdrucktopf vergleicht Martina Lind, der Name geändert, "ihre Erfahrungen als Lehrerin in Finnland mit denen in Deutschland". Und man greift gleich in die Vollen:

„Meine Kinder bekamen in der Grundschule, deren erste Landessprache Schwedisch ist, ein Jahr lang täglich Einzelunterricht in der neuen Sprache."

Finnland hat zwei Amtssprachen, Finnisch und Schwedisch. 92% der Finnen geben an, dass Finnisch ihre Muttersprache ist. Ungefähr 6% der finnischen Staatsbürger geben Schwedisch als Muttersprache an. Tendenz für das Schwedische: abnehmend! Frau Linds Kinder waren in einer der vielen schwedischsprachigen Schulen. Eine Grundschule wie in Deutschland gibt es eigentlich nicht in Finnland. Alle Klassen, wer Lust hat bis zum Abitur, sind unter einem Dach untergebracht.

"Nach drei Monaten waren sie integriert.", sagt Frau Lind und das nimmt man ihr glatt ab. Schwedisch ist auch relativ einfach zu lernen für deutsche Muttersprachler im Gegensatz zum Finnischen. Unter "Integrieren" ausländischer Kinder, stellt sich der deutsche Leser vermutlich etwas anderes vor.


"In Finnland hat jedes Kind Anspruch auf Unterricht in seiner Sprache und es darf das Abitur in der Muttersprache absolvieren."

Jedem nichtfinnisch- oder schwedischsprachigem Schüler stehen zwei mal 45 Minuten, also 2 Unterrichtsstunden, pro Woche zu, in denen es in seiner Muttersprache unterrichtet wird. Ein Bekannter von mir kommt aus Hongkong und unterrichtet die chinesischen Schüler in Helsinki. Auch traf ich einen netten Somalilehrer, der den vielen Somalikindern regelmäßig über Somalia erzählt, mit ihnen Somali lernt, Traditionen aufrechterhält. Dieser Unterricht wird von den Kommunen gezahlt, also vom Steuerzahler und ist natürlich ein großes Privileg. Das Abitur legt man an finnischen Schulen auf Finnisch oder Schwedisch ab, je nachdem welcher Sprachgruppe die Schule angehört. Auf Somali, wie man aus dem Artikel schließen könnte, oder aber auch Mandarin oder auf gar auf Deutsch, geht es nicht. Eine Ausnahme bilden hier die internationalen Schulen.

Dem folgenden Teil kann ich zustimmen. Das Klima an finnischen Schulen scheint freundlicher und ja, weniger hierarchisch. Aber dann, dieses gängige, leidige Finnland-Pisa-Wunderland - Vorurteil:
"Die Klassen sind klein. Neben dem Klassenlehrer gibt es Assistenten, die Schwächen einzelner Schüler ausgleichen helfen (...)". Nein, die Klassen sind hier nicht kleiner als in Deutschland. Natürlich sind die Klassen in Dorfschulen kleiner. In den größeren Städten, aber kann ein Lehrer auch schon mal den Entertainer für knapp 30 Schüler geben. Und auch steht in den meisten Klassen nur ein Lehrer vorn.

"Die Schüler duzen ihre Lehrer. Sie empfinden sie nicht als Feinde, sondern als Helfer.". Hier duzen sich alle. Nur sehr alte Leute, mit denen man nicht verwandt ist, werden gesiezt. Selbst die Präsidentin habe ich andere Bauchtanzteilnehmerinnen duzen hören. Menschen, die siezenden Sprachgruppen angehören mag dieses allgegenwärtige duzen eingenartig vorkommen. Auf Finnland aber, die Implikatur Siezen = Feindesempfindungen. Duzen = Helfer zu übertragen, halte ich für unangebracht.

"(...) Computer werden nur geleast, damit die Kinder immer die neuesten Modelle haben.". Falsch! Falsch! Falsch! Das stimmt einfach nicht!

Dann geht es noch ein bisschen weiter im Text und über die furchtbaren Schulen in Deutschland und die vielen Hausaufgaben dort, während man in Finnland ja Schlittschuhlaufen könne, statt Mathe zu lernen.

Der kostenloses Essen für alle -Teil fehlt total in dem Artikel und der Finnische - Pisa- Wunderschüler hätte vielleicht auch noch mehr herausgearbeitet werden können.

Wenigstens in einem Kommentar wird angesprochen, was wichtig ist, nämlich, dass Finnland eines der homogensten Länder überhaupt ist. Gerade mal 2% machen die Ausländer an der Bevölkerung aus. Wie man mit seinen Minderheiten umgeht und wie man Ausländerkinder integriert, daran kann man sich in Deutschland wahrlich ein Beispiel nehmen. Dass dies schon aufgrund der Demographie Deutschlands und der Bildungshoheit der Länder viel schwieriger zu realisieren ist, sollte jedem klar sein. Von den Kosten mal ganz zu schweigen.

Simone Simons Artikel zeichnet ein außerordentlich positives, und streckenweise falsches Bild vom finnischen Schulsystem. Nächstes Mal, bitte besser recherchieren und/oder Leute aus Deutschland, die in Finnland unterrichten fragen.

onsdag, mars 28, 2007

Helsinki goes crazy

Zweimal im Jahr müssen wir der ansonsten so gelenkigen und spörtlichen B. durch die Bürotüren helfen. Um die Schultern und an den Armen hängen sie, die gelben Rafftaschen. "Galna Dagar!", ruft sie erschöpft und glücklich. "Hullut Päivät!", nicken die finnischen Kollegen. "Crazy Days!", klingelt es dann auch bei mir. Während B. und H. mit Burberry-Tüchern, neuen Pumps, Kaffeemaschinen und Jeans ihre Regale füllen und dafür ihre Konten leeren, gehe ich kurz meinen Kalender durch. Bei diesen Flugpreisen muß man den Grad des Heimwehs nicht messen, sondern zugreifen und losfliegen.

"Hullut Päivät!", das ist als würde das KDW Frühjahrsputz machen, sich dafür mit tausenden gelben Luftballons schmücken, Sonderpreise überall für alles, vier verrückte Tage lang. Man stelle sich auch noch die allergünstigsten Preise für Lufthansaflüge ins Nahe und Ferne vor, et voilà: "Verrückte Tage!" Das finnische KDW heisst Stockmann oder auch nur "Tokki/Tokkmann". Mit mehr als einem Konsonanten am Wortanfang tut sich der Finne im Allgemeinen schwer.

Da steht man sich also bei Tokkmanni die Beine in den Bauch ab morgens ganz früh. Vor allem die Schlangen für die Flüge sind lang und die Gesichter voller Hoffnung. Für die kommenden Tage werden grosse Versammlungen der indischen Mitbewohner dort erwartet: Helsinki-Delhi und zurück für 360€. Das ist schon verrückt. Auch die japanischen Freunde werden sich anstellen für Helsinki-Tokyo-Helsinki, knapp unter 600€, ohne Umsteigen, alles ganz direkt. Das ist ja fast geschenkt. Ein Wochenende in Hong Kong wäre auch drin.

Helsinki, Europas Achse des guten Flugpreises nach Fernost.

Für alle die, die sich gerne Mitte Mai beim Grand Prix d'Eurovision de la Chanson in Helsinki einfinden wollen oder jene, die mal Nachzählen möchten wieviele Seen es hier nun wirklich gibt, denen sei empfohlen während der nächsten Tage mal bei Finnair nach günstigen Flügen zu klicken.

fredag, mars 16, 2007

Dreamgirls

heute nacht im traum die spicegirls getroffen. ganz am anfang ihrer karrierekurz vor einem auftritt in meiner alten schule. noch eine stunde bis die show beginnt. melc springt auf ihren händen umher. geri und emma sagen gar nichts und victoria kocht. wir kennen uns schon ne weile, aber nun muss es raus: mädels, rufe ich, ich komm' aus der zukunft und ich weiss, eine wundervolle karriere steht vor euch.

die gucken natuerlich doof, glauben mir aber. ich bin nämlich glaubwuerdig, ist ja auch mein traum.

aber, bitte, und ich gucke victoria ganz fest in die augen, bitte victoria, iss immer ordentlich! und melb lackiert sich die fingernägel, pass n bisschen auf, wenn du eddie murphy triffst, ok?, rate ich ihr.

dann gehen die scheinwerfer an. I wanna, I wanna, I wanna, I wanna, I wanna really
really really wanna zigazig ha

lördag, mars 10, 2007

Uusi Url ~Neue Url

ich gehe zum Kamppi ~ menen kamppiin
ich bin im Kamppi ~ olen kampissa
ich berichte vom Kamppi ~ kirjoitan kampista

aus meiner sicht zieht um zu einer neuen Url.

www.kampista.blogspot.com

Kamppi


Kampen

sonst ändert sich nix.

lördag, mars 03, 2007

Klassenfahrt nach Finnland

Am Atheneum steigen sie ein. Schwingen sich grölend auf die freien Plätze. Immer einer auf zwei Sitze verteilt. „Die Alte hinter dem Typen vor mir, die wär doch wat für disch“, brüllt Sabrina oder Schantall-Veroniek Kaugummi kauend zu Mehmet herüber, der sich die weißen Ohrstöpsel seines Ipods zurechtrückt. Mike derweil schiebt sich 'n Schokoriegel hinter und schmeißt das Papier, ganz wie zu Hause, gekonnt zwischen zwei Sitze. Hinten im Bus sitzt der Rest. Da es zu teuer ist, sich mit den voll geilen Händis anzurufen, brüllt man sich die wichtigen Fragen des Lebens einfach zu: „Ej, wann gibs Fressen?“
Ein geschminkter Punker steigt hin zu: „ Krass, wie sieht der denn aus?“ Grosses Lachen. Die übrigen 50 Fahrgäste sind ruhig. Ich versuche mit Musik den Schwachsinn, den meiner 16jährigen Landsleute von sich geben, zu übertönen. Mir platzen dabei fasst die Trommelfelle. „Krass Schuhe, man!“, „Was das denn?“, nimmt die Schülergruppe die Plastespikes wahr, die sich vor allem viele Ältere Menschen bei 5 Monaten Eis und Schnee in diesen Latitüden an die Schuhe schnallen.
Mike zieht ordentlich die Nase hoch um macht noch mehr Geräusche mit Nase, Mund und Kiefer. Wenn er die Aule jetzt ausspuckt, dann hat er meine Faust zwischen den Augen, denke ich noch. Olle -Mikey ist nämlich alles zuzutrauen. Mike schluckt.

Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei. Ich steige aus.

Peinlich, Kinder. Ihr seid so peinlich, wenn ihr im Ausland seid und denkt keiner versteht euch! In euren Schädeln hat noch nicht mal die Idee platz, dass Deutsch auch außerhalb der Landesgrenzen gesprochen wird, ja, auch in Finnland und ja, vor allem von Älteren. Und Alter, ich hoffe echt, dass wer nach Googlelei mit Stichwort „Finnland“ und/oder „Klassenfahrt“ hier landet, seinen Schützlingen erklärt, wie man sich benimmt, bevor er sie mitnimmt auf Reisen außerhalb ihrer Möglichkeiten.