söndag, februari 12, 2006

Ratten und Geduld

Wegen ihnen sprang meine Grossmutter auf Tische. Meine Mutter schüttelte sich heulend. All das wegen Mäusen, Nagetieren also. Das guckt man sich ab als Kind, das übernimmt man, das bleibt und geht nicht weg. Ich bin das beste Beispiel. Als ich auf dem Alex in einer Kneipe jobbte, die es heute nicht mehr gibt, da sah ich sie, die Ratten, wie sie die Laternenpfähle hochkletterten, rein in die Mülleimer, in denen im Zentrum der deutschen Hauptstadt immer etwas, egal was, zu finden war. Hab gesehen, wie sie durch Gullideckel verschwanden, als ich um 3, 4 oder 5 in den Tag radelte, nach getaner Arbeit. Ich sah, wie sie nachts wieder rauskamen, aus ihren Verstecken, rannten und pfiffen. Teilweise um ihr Leben, als die Kammerjäger wieder vergeblich versuchten ihren Bestand zu dezimieren.
Ich kann Nagetiere nicht ausstehen, je älter ich werde, desto geringer meine Akzeptanz. Dass wir damals dem lieben Bruder ein Meerschweinchen erbettelten und unsere Mutter es geschehen und über sich ergehen liess, kann ich heute nicht mehr verstehen. Mama, was haben wir dir angetan! Dass ich einmal Besitzerin eines Wellensittichs war, kann ich auch nicht mehr nachvollziehen. Aber das ist eine andere Geschichte. Was mich erstaunt, ist, dass obwohl ich so einen Ekel, Widerwillen habe und Angst empfinde, total verstört bin, wenn ich Nager sehe, ich trotzdem wie gebannt hinsehen muss. Wie ich still halte und beobachte. Angewurzelt, angewidert. Die Augen auf das gerichtet, was ich kaum ertragen kann. Nicht wahrhaben will. Bald werde ich die Augen nicht schliessen können. Sie werden überall sein. Ich werde mit ihnen leben müssen, wenn ich geniessen will, was es noch so gibt. Dieses Phänomen ist auch auf anderen Eben zu beobachten (gibt es dafür einen Namen?). Gezwungen zu sein, die Augen öffnen, Dinge zu sehen, die man nicht wahrhaben will, nicht aktzeptieren kann. Die aber allgegenwärtig und wahr sind. Bei den grossen schrecklichen Dingen, muss man hingucken, um zu verändern oder sich mindestens eine Meinung bilden zu können. Bei den kleinen, persönlichen Widerlichkeiten, hilft manchmal nur Ausschalten, Weg-oder Garnichtersthinklicken.

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"It's very much over the top", erinnere ich T.über Family Guy, den Film, sagen. Na, so sehr "over the top" fand ich ihn nicht. Vielleicht lag es aber auch an dem Hühnchen Provencale mit Gratin à-la-von-mir-ausgedacht und dem guten chilenischen Roten. Agathe und Fredrik kamen zum Dinner in Dirk-Jans neue Hütte, die vor Gemütlichkeit nur so strotzt. Wir sind dann zufrieden nach einem recht ereignislosen Tag (naja, obwohl...weg, suchen, Polizei, Holzfußboden und so) auf der Couch, und nachdem Agathe, Fredrik und Pello sich verabschiedeten, eingeschlafen.

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Soviel zu lesen und auch mal was auf dem Papier. Seit Jahren verfolgen mich fast 480 Seiten, Haruki Murakamis Tanz mit dem Schafsmann .Bis über die ersten 30 Seiten kam ich nicht hinaus. Ich kenne das von meinem Verhältnis zu Murakami. Weiss, dass es dauert, bis ich mich eingelesen habe und dass ich dann vor Entzücken rote Wangen bekommen und traurig die letzte Seite schliesse. Heute, endlich, nach zwei Jahren, finde ich die Ruhe und die Umgebung (Kaffee ans Bett!) damit anzufangen und bin nach kurzer Zeit begeistert auf Seite 160 angekommen. "Man muss eben ein bißchen Geduld haben", sagt Dirk-Jan auch zu mir, als ich versuche dank WLAN von unbekannten Nachbarn, die gestrigen Bilder hochzuladen. Es gibt hier verschiedene, die wir nutzen bis Königin ELISA, die Herrscherin über das finnische Internet unseren Internetbelangen (auch zu Hause), wieder allzeitlichen Zugang gestattet.
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Mit den Fotos hat es dann auch noch geklappt

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